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... Transportliste angesehen und die Gefangenen willkuerlich ausgesucht hat, die am Wichigsten und Gefaehrlichsten schien. Am wichtigsten von allen Gefangenen des Transportes waren nutuerlich meine, denn es waren Parachutisten und der Spionage ueberfuehrte Personen. Wenn man trotzdem nicht mehr herausgeholt hat -man hat wohl mehr herausgeholt, aber nicht von meimen Gefangenen- dann ist dieses dem Umstand zu danken dass ich den Agenten und Mitarbeitern solch guenstige Papiere ausgestellt hatte dass man sie -trotzdem sie Spione und Agenten waren- passieren liess. Es ist naturlich viel leichter ueber einen Gefangen der Pamphlette verteilt hat schuetzen in solchen Faellen die Hand zu halten, als ueber einen Agenten oder dessen Mitarbeiter.

Als ich etwa Ende Maerz 1945 zufaellig mit dem Auto nach Utrecht musste habe ich diese Gelegenheit dazu benutzt um Akke Cnossen auf eigene Faust zu entlassen und gleichzeit mit im Wagen nach Utrecht zu nehmen.


13) Biallosterski "Hans" -Para-Org. NBS fuer "Delta C"

Der Niederlaender Parachutist-organisator und Hauptverbindungsoffizier zu den NBS in Amsterdam. Hans Biallosterski aus Heemstede od. Umgeb. wat etwa am Jahresende 1944 in Niederland gedropt worden.

Als ich "Hans" etwa im Februar 1945 auf einer Autofahrt (Lastauto) mit einingen seiner Mitarbeiter von Noordholland ueber Alkmaar nach Amsterdam befand, wurde der Wagen durch die Landwacht in der Umgebung von Alkmaar angehalten und durchsucht. Man fand bei einigen dieser Verdaechtigenbelastende papiere und stellte fest dass sie zum Teil falsche Personsbewijse bei sich fuehrten. "Hans" wurde mit seinen Begleitern in ein Rathaus gebracht wo er durch Leuten der Landwacht bewacht wurde. Das "Gros" der Landwaechter machte in der Umgebung dieses mir unbekanntes Ortes bei Alkmaar anhand weitere Durchsuchungen und Festnahmen. Waehrend der Gefangenhaltung im Rathaus machte "Hans" einen Ausbruchversuch, indem er die Wache anfielt. Es konnten auch einer oder mehrere der Festgenommenen fliehen. "Hans" selbst wurde durch einen schweren Lungenschuss verletzt und blieb liegen. Der Schuss muss ihn in gebueckter Stellung getroffen haben, der der Einschuss befand sich vorn in der Brusthart an der linken Achselhoehle - hatte nach schraeg unten beiden Lungen durchgeschlagen -und der Ausschuss im Ruecken rechts ...


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... etwa in Hoehe des Bauchnabels. Schussoeffnungen waren verhaeltmaessig gross. Nach einem grossen Blutverlust wurde der Agent einem Hospital oder einem Arzt an Ort und Stelle zugefuehrt und zwar durch die Landwacht. Nach Einschaltung der SIPO-Amsterdam wurde der Verletzte dem Luftwaffelazarett in Amsterdam zugefuehrt wo er operiert wurde. Erst von dort bekam ich von dem Vorfall Kenntnis und erhielt den Auftrag "Hans" dort abzuholen und in ein Lazarett in Scheveningen zu bringen. Ich begab mich darauf mit einem kleinen 4 sitzer PKW nach Amsterdam. Ich wusste bis dahin von der Schwere der verletzung nichts. Der Chefarzt des Lazarettes sagte mir, dass der Verletzte ellein in einem Krankenwagen transportiert werden koenne. Er betonte dabei, dass unmittelbar nach der Operation -also im diesen tagen- der Transport am geeignetesten sei, jedenfalls geigneter als in einigen Tagen, wenn die Reaktion eintreten wuerde. Am folgenden Tage erschien ich mit einem "Sanka" der Ordnungspolizie in Den Haag. Zum Schutz hatte ich um eine Begleitung von 2 Polizeibeambten gebeten. Da aber in einem Santtaetwagen keine bewaffneten Soldaten fahren duerfen, gab man mir einen besonderen Wagen mit. Da nur ein Mannschaftswagen zur Verfuegung stand der Benzin verbrauch derselbe verstaerkte man gleichzeitig die Polizisten von 2 auf 5 Mann mit einem leichten M.G. Dieses war, wie ich einige Tage spaeter feststellte, mein Glueck gewesen. Der LKP in Amsterdam hatte von England den Auftrag bekommen, unter allen Umstaenden und Aufwendung von Waffengewalt, diesen Transport zu verhindern. Irgendeine niederlaendische Schwester des Lazarettes hatte anscheinend alles an die "Illegalen" durchgegeben. Diese wartete mich in einem Wagen auf der offenen Strecke zwischen Amsterdam und Den Haag auf, um einen Befreiungsueberfall durchzufuehren. Sie wagten sich aber an unseren starkbeschuetzten Wagen nicht heran. Auch am Tage vorher, als ich gar keine Begleitung hatte, wat bereits dieser Ueberfall vorbereitet gewesen. Dazu sass ich vorn im Krankenwagen, musste aber meine Pistole auf Anordnung des Wagenleiters an den hinteren Wagen abgeben, weil es wie gesagt verboten war Waffen in diesem Wagen zu tragen. Ich haette mich ohne Begleitung nicht einmal verteidigen koennen. Und das Resultet des Ueberfalles hatte man -ohne ausreichenden Begelitschutz- an zehn Fingern abzaehlen koennen. So kam ich unversehrt mit "Hans" in Scheveningen an, aber dort ergaben sich die Schwierigkeiten dass das Lazarettihn nicht aufnahm, weil er nicht als "Soldat" anerkannt wurde. Auf Anordnung wurde er nun im Krankenzimmer des Pol. Gefaengniesses Scheveningen untergebracht. Hier war es ihm zi einsam, weil weitere Kranke nicht vorhanden waren, darum legte ich ihn in eine der "Bewacherzimmer". Die Pflege uebernahmen die beiden Para-Agenten Visser und Van Duin, die gleichzeitig ihre Betten mit in diesem Raum aufstellten. Ich rief das Niederl. Rote Kreuz -Frau Van Overeem- an und erklaerte ihr den Fall. Diese kam under ueber- ...


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... zeugte sich von dem Zustand des Verletzten und sorgte dann fuer: weisse Bettwassche, gute Unterwaesche, Buechsenmilch, eingewechte Fruechte, Butter, Keks, Zucker und alles was eine schwerkranker zur Genesung in reichlichem Masse benoetigt.  Also mangelte in punkto Genesung an Naehrmitteln nichts.
De Zustand der Kranker war allgemein schlecht, doch hatte er anfangs auch verhaeltnismaessig gute Stunden. Aber zu einem Verhoer reichte der Zustand noch nicht aus, darum wurde dieses Thema auch gar nicht beruehrt. Auch liess ich dem Kranken nicht wissen dass bekannt war dass er Jude war. Weil er sich dann vielleicht besondere Gedanken gemacht haben wuerde. Dieser punkt machte ihn auch zeitweise so mutlos. Der Verletzte wurde um nichts unversucht zu lassen, durch 3-4 Aerzte laufend behandelt, die ihn auch taeglich aufsuchten. Diese Aerzte waren:
1) Dr. -X- der Deutsche Ordnungspolizei Den Haag
2) Oberstabsarzt Dr. -X- Lazarett Den Haag
3) niederl. Gefaengnisarzt Dr. Westenterp od. aehl.
4) Haeftling d. Gefaengnisses Dr. -X- ein ca. 65 jaehriger prakt. Arzt.
5) Zahnarzt Dr. Jens aus Wassenaar, der sich auch als Gefangener im Gefaengnis gefand.
    Gleichzeitig befand sich dort der
6) niederl. Sanitaeter-Bewacher -X- der seitens der niederl. Justiz im deutschen Polizeigefaengnis Dienst verrichtete.
Die prakt. Aerzte 1-3 berieten gegenseitig und kamen so gut wie taeglich. In dringenden Faelle, wenn sich der Verletzte ploetzlich ueber Besonderheiten aeusserte, wurden die unter 4-6 genannten herbeigeholt, bis ein deutscher Arzt - entweder der Polizei-oder Wehrmachtsarzt zur Stelle waren, Ueber die Behandlung koennen, die genannten 3-6 auskunft geben.
Es stellte sich bei dem Verletzten nach einigen Tage heraus, dass sich das angesammelte Blut der Lungen auf die Luftwege legte und er unter grosser Atemnot zu leiden hatte. Dann musste der deutsche Arzt kommen und ihm aus dem Ruecken Blut abzapfen. es war dickes geronnenes Blut. Nach dieser Zapfung fuehlte sich der Kranke dann immer wohler. Er fuehlte aber selbst dass dieses kein Dauerzustand sein konnte und war mutlos und behauptete immer dass er nicht durchkommen wuerde. Die Aerzte bestaetigten mir dasselbe und sagten, wenn das Blut nicht setzen wuerde, er eines Tages an Schwaechung sterben wuerde. Eine Bluttransfusion hatte nach einstimmigen Erwaegungen der Aerzte erst dann Zweck und Erfolg, wenn die Lungen das Blut auch halten wuerden. Denn je mehr Blut sich in der Lungen befand, je mehr gerann und je grosser wurde die Atemnot.
Nach etwa 8-10 Tagen erhielt ich abends spaet ploetzlich einen Anruf aus dem Gefaengnis mit der Mitteilung dass der Agent einen Krampfartigen Anfall oder einen Blutsturz habe und verstorben sei. Zugegen waren in diesem Augenblick, die beide ihn pflegenden Agenten Visser und Van Duin und der Haeft- ...


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... ling Dr. med. -X- und Haeftling Zahnarzt Dr. Jens.
Nachdem die Toderursache aerztlich bescheinigt worden war, wurde die Leiche zur Bestattung freigegeben. Ich vermute dass die Beerdigung durch das Begraebnisunternehmen "Innimee" Den Haag vorgenommen wurde. So war es jedenfalls durch mich in die Wege geleitet worden, es ergaben sich jedoch Schwierigkeiten, weil das Institut ueber keine Saerge verfuegte.
Darum ist es nicht ausgeschlossen, dass die Leiche durch Gefangene oder durch Leute von "Innimee" in den Duinen in Scheveningen ohne Sarg beigesetzt worden ist. Nachfrage bei "Innimee"wuerden auf jeden Fall Klarheit bringen.
Der Para-Agent "Hans" Biallosterski ist verstorben ohne durch mich verhoert zu werden, weil er nach meiner Ansicht nicht vernehmungsfaehig war.
In der ersten tagen, als "Hans" zu Lasten der SIPO-Amsterdam im Luftwaffenlazarett lag, sind durch diese Dienststelle seine ihn belastenden Papiere geprueft worden. Anhand dieser stellten man eine bestimmte Adresse in Amsterdam als Anlaufadresse fest. Dadurch konnte gliech am 2e Tage seine Kurierin und Sekretaerin Gerda Egging (evtl. Deckname) in einer der Wohnungen festgenommen werden. Sie wurde mir einige Tage spaeter auch nach Scheveningen ueberstellt. Sie hat "Hans" im Gefaengnis mehrfach besucht und ihn aufzumuntern versucht. Obwohl Gerda Eggink behauptete, um die Arbeitsweise des "Hans" nicht genaueres zu wissen, konnte ich dieses nicht zu glauben sein. Soe konnte auch -trotz ihres hellblondes Haares- Judin sein. Ich vermutete es jedenfalls, ohne naehre Beweise dafuer zu haben. Sie musste "Hans" auch bereits laenger kennen und auch mit seine Personelickeit. Gerda Egging habe ich nicht schriftlich vernommen, sondern muendlich gehoert. Das Ergebnis war im Ganzen gesehen, fast negativ, da ich Beweise fuer ihre Angaben nicht hatte. Ihre Taetigkeit gab sie zu -wusste auch, dass sie sich damit der Spionage schuldig gemacht hatte- doch fehlten mir die Einzelheiten, die sie nicht kennen wollte. Sie war bereits vor ihrer Festnahme gewarnt worden, sodass sie sich auf ihre Angaben gut vorbereiten konnte.
Ich habe Gerda Egging -als ich, wie bereits auf Bl. 59 erwaehnt, mit einem Auto nach Utrecht fuhr- auf eigene Faust enlassen und mit bis nach Utrecht genommen. Dort stellte ihr die gleichzeit zur Entlassung gelangte Frau Cnossen ein Fahrrad zur Verfuegung, womit sie dann weiter bis Amsterdam fahren konnte.

Gerda Egging hat mich in Begleitung eines niederl. od. brit. Leutnants -ich vermute, dass es "Daube" war- im Gefaengnis in Rotterdam aufgesucht, um Naeheres ueber "Hans" zu erfahren. Der Leutnant wollte mir seinen Namen nicht sagen, doch musste es nach Personen beschreibung, die ich im Kopfe hatte, der Para-Instr. d. BBO mit Decknamen "Daube" sein, der in Rotterdam-Amsterdam arbeitete und nicht ...


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... festgenommen worden war. Anhand der mir durch andere Agenten gegebene Personenbeschreibung musste "Daube" ein juedisches Aeusseres haben, was auch in der Tat zutraf. Ich wurde dadurch auch in meiner Vermutung gestaerkt, dass nicht nur "Hans" sondern auch seine Sektretaerin Gerda Egging juedischer Abstammung war. "Daube" fragte mich welcher Abstammung "hans" nach meiner Meinung sei. Ich antwortete dass er Jude sein Muesste. Dann fragte er weiter ob "Hans" nicht aus dem Grunde verstorben sei, weil er Jude sei? Ich wiederlegte ihm dieses und machte ihn mit der Namen der Niederlaendischen Arzten und Gefangenen-Sanitaeter bekannt, wo er sich erkundigen koenne. Frl. Egging wies dieses auch sofort ab und betonte dass die Behandlung nicht besser hatte sein koennen.

Mit dem Ableben des Agenten "Hans" und der Entlassung der Gerda Egging hatte ich aus diesem Vorgang keine Gefangenen mehr.
Es sind jedoch bei der SIPO-Amsterdam noch einige Mitarbeiter des "Hans" auch in der Umgebung von Alkmaar mit festgenommen -in Haft gewesen. Doch war ich darueber kein sachbearbeiter und kenne diese Leute nicht. Sie wurden in Fragen der NBS-Amsterdam durch die SIPO-Amstewrdam verhoert und bearbeitet. Ueber ihrer Verbleib kann ich daher keine Angaben machen.
An dieser Stelle muss ich bemerken, dass es in meiner Abwehrtaetigkeit keine Rolle gespielt hat, ob einder der Agenten oder Festgenommenen Jude war oder nicht. Sie wurden allen gleich behandelt und wenn sich herausstellten, dass er unschuldig oder nur geringfuegig belastet war, wurde er entlassen. Wenn ich auch verpfichtet war, solche Festgenommenen nicht zu entlassen, sondern sie dem Judenreferst zu uebergeben, habe ich diese bewusst nie getan, weil ich ein Gegegner der Massnahmen war, die man gegen Juden in den Niederlanden ergriff. Ich will damit nicht sagen, dass ich ein Freund der Juden war. Ich war gegen die Massnahmen, wie man bei Razzien zusammentrieb usw. Vor meinem eigenen Gewissen wollte ich davon meine Haende rein halten, weil ich sie als Menschen betrachtete, die ein Recht darauf hatte, auch als Menschen behandelt zu werden.




SAMENVATTING

In dit deel van het dossier van Haubrok geeft hij aan wat er met Tobias Biallosterski is gebeurd. Vreemd hierbij is dat hij de werkelijke achternaam van Tobias weet en dat hij van Joodse afkomst is. Wie heeft hem dat verteld, volgens eigen zeggen heeft hij Tobias niet verhoord omdat Tobias daartoe, gezien zijn lichamelijke conditie, niet in staat was.
Misschien heeft hij terwijl hij wist dat hij dit niet zou overleven aan Haubrok verteld wat zijn werkelijke naam was zodat nabestaanden hem zouden kunnen vinden. Blijkbaar beschikte Haubrok ook over een beschrijving hoe Paul Polak eruit zag. Die had hij blijkbaar van andere agenten gekregen. De enige die Paul gezien heeft is waarschijnlijk Arie van Duin geweest. Hij zat net als Arie enige tijd in Rotterdam en was net als Arie marconist. Men heeft ongetwijfeld alles gedaan om Tobias te redden, maar gezien de omstandigheden en het mogelijke gebrek aan medicijnen zal hem de das omgedaan hebben. Als Haubrok de wonden beschrijft die het schot veroorzaakt hebben moet Tobias zeer zwaar gewond zijn geweest en er is enige tijd overheen gegaan voordat hij geopereerd werd. In Obdam waar hij neergeschoten werd is hij waarschijnlijk alleen gestabiliseerd en heeft men getracht de bloedingen te stelpen.
Waar Tobias na zijn overlijden gebleven is wordt in dit dossier absoluut niet duidelijk. Mogelijk is hij ongekist in de duinen bij Scheveningen begraven, of hij is toch in het massagraf van het Bezuidenhout bombardement terecht gekomen.
Ondanks diverse verzoeken van zowel mij als van Suzanne heeft de begrafenis onderneming Monuta/Innimee nooit op onze verzoeken om meer informatie gereageerd. Waar het lichaam van Tobias gebleven is zal waarschijnlijk voor altijd een raadsel blijven.







                                                                                         
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